Vor einigen Wochen hatten wir eine Diskussion, die sich um eine grundsätzliche Differenz drehte. Wir sprachen darüber, was Menschen in und von Kommunikation mit anderen Menschen wollen.
Manche, so überlegten wir, wollen vor allem verstanden werden. Sie wollen "gesehen" werden in ihrem So-sein. Sie vertrauen, fühlen sich geliebt, respektiert, anerkannt, wenn das Gegenüber ihnen signalisieren kann, dass sie auf einer tieferen Ebene gewahrt werden. Was genau die Indikatoren dafür sind, mag von Person zu Person divergieren. Vorhergesagtes Verhalten, leicht gefundener Konsens, erratene Gedanken. Mit entsteht ein Resonanzraum, in dem man sich sicher, beschützt, wertgeschätzt und nahe fühlt.
Andere Menschen wollen lieber - zuerst - gehört werden. Sie zielen auch auf Anerkennung, die jedoch eher die Bedeutung von Bewunderung annimmt. Bewundert werden sollen ihre Fähigkeiten, Talende, Erfolge, Gaben, Qualitäten oder was sonst. Ob Körper oder Geist im Fokus des Gehört-werdens stehen, kann dabei sekundär sein. Was gesucht wird, ist ein Publikum, dessen (am liebsten massenhafte, kollektive) Aufmerksamkeit Befriedigung verschafft.
Im ersten Fall des Verstanden-werdens ist das jeweilige Gegenüber notwendig individuell und das entscheidende Urteil wird vom jeweiligen Selbst getroffen, dass sich erkannt fühlt, oder eben nicht.
Im zweiten Fall des Gehört-werdens ist das Gegenüber typischerweise eine Gruppe und das entscheidende Urteil wird vom anderen getroffen, dem das Dargebotene gefällt, oder eben nicht.
Obwohl sicher keines der beiden Motive exklusiv ist - Menschen, die gehört werden wollen, wollen auch verstanden werden und vice versa -, schien uns beim Durchgehen unsrer eigenen Psyche und der Verhaltensweisen unserer Freunde und bekannten doch klar: eines der beiden Motive ist bei uns und den meisten Leuten wohl primär.
Was ist es bei Dir? Willst Du - lieber, zuerst - gehört oder verstanden werden?
Comments