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Gugys Public House

Autorenbild: thornkraythornkray

Aktualisiert: 21. Mai 2023


Das Gebäude stammt aus dem 19. Jahrhundert und könnte eine Kernsanierung gebrauchen. Seine weiß-rosa Fassade blättert ab, die vielen kleinen Balkone werden von zwei engen, zusammenstehenden Säulen flankiert. In den oberen drei Stockwerken wohnt niemand mehr. Die Fenster sind halb ausgebrochen, einige gesplittert. So wird der Blick auf das bröckelnde, ehedem noble Innenleben frei, an dessen Wänden gold-gerahmte, blind gewordene Spiegel hängen.


Vor ihm stehen blühende Palisanderbäume Spalier, während ihre fliederfarbenen Blüten überall auf dem breiten Kopfsteinpflaster herumliegen. Jeder Windstoß befördert mehr auf den Boden. Sie sehen aus wie filigrane, platt getretene Zigarettenkippen, aufgeraucht vom endenden Frühling.


Die unterste Etage ist überraschend belebt. Gugys Public House hat – wie auch immer – eine Bewirtungslizenz bekommen und zieht ein junges Publikum von offensichtlich Kunstschaffenden an. (1) Gegenüber schreibt / redigiert eine Frau in schicken schwarzen Sandalen und ebenso schwarz fallender Kleidung ein Drehbuch oder ein Skript. Zwei stark tätowierte Mittdreißiger trinken Bier und – wie hier – Arak, den national typischen Anisschnaps, der, in Zitronenwasser aufgelöst, sein feines Aroma entfaltet.


Tieffliegende Schwalben kreischen am Himmel und unterbrechen für ein paar Sekunden die israelische Folklore im Hintergrund, während hier und da ein halb-nackter Trunkenbold um Feuer bittet.


Weiter die Straße hinunter tönt es vom Shuk Carmel, dem lokalen Markt, auf dem Essen und Haushaltswaren verkauft werden.

Alles deutet auf Frieden hin und verspricht das gute Leben, wie es aus ihren grün-gewordenen Augen leuchtet.

 


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